Die Strahlenbelastung für biologische – und damit auch für menschliche - Organismen wird in der Einheit "Sievert" (Sv) angegeben. Es ist für Menschen völlig normal, einer natürlichen Strahlung ausgesetzt zu sein – sei es kosmische Strahlung, die aus dem Weltall auf die Erde trifft, oder die sogenannte "terristrische Strahlung", der wir etwa durch natürliche Uranerzvorkommen ausgeliefert sind. Aufgrund der vielen Faktoren, die dort hineinfließen, schwankt diese Strahlenbelastung sehr. Nach Angaben des Internetportals Goruma beträgt sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Mittel (gemessen auf Meereshöhe) rund 2,2 Millisievert (0,0022 Sv) pro Jahr. Was genau die Auswirkungen einer leichten Bestrahlung sind, ist umstritten. Bei einer Bestrahlung von bis zu 0,5 Sv sind zwar noch keine direkten Symptome zu spüren. Ab 0,2 Sv nimmt man jedoch an, dass sich das Erbgut verändert und das Krebsrisiko ansteigt.
Ab 0,5 Sv schwere Bestrahlung
Ab 0,5 Sv werden die Auswirkungen direkt spürbar: Leichte Kopfschmerzen können auftreten, das Infektionsrisiko für Krankheiten erhöht sich – und nach Angaben von Goruma erhöht sich das Krebsrisiko um bis zu 7,5 Prozent. Man spricht von einem "Strahlenkater".
Die sogenannte "letale Dosis" beginnt bei rund 1 Sievert. Das heißt: Die Menge des Stoffes reicht aus, um für Lebewesen tödlich zu wirken. Wer nur kurze Zeit mit dem ganzen Körper einer Strahlung von 1-2 Sievert ausgesetzt ist, erleidet eine "leichte Strahlenkrankheit". Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind die Folge. Innerhalb von vier bis sechs Wochen sterben rund zehn Prozent der Erkrankten – besonders gefährdet sind gesundheitlich vorbelastete und ältere Menschen. Das Krebsrisiko erhöht sich dauerhaft um mehr als zehn Prozent.
Ab zwei Sievert spricht man von einer "schweren Strahlenkrankheit". Rund 30 bis 40 Prozent überleben eine ganzkörperliche Bestrahlung dieser Intensität nicht, und erliegen den Auswirkungen nach vier bis sechs Wochen. Die Symptome ähneln denen einer leichten Strahlenkrankheit, hinzu kommt nach ein- bis zwei Wochen auch ein starker Haarausfall.
4 Sievert: "Akute Strahlenkrankheit"
Bei einer Belastung von 3 bis 4 Sievert steigt die Todesrate auf 50 Prozent an. Nur eine intensivmedizinsiche Versorgung kann jetzt noch helfen. Wer überlebt, hat ein bis zu 20 Prozent erhöhtes Risiko, später an Krebs zu erkranken.
Die "akute Strahlenkrankheit" beginnt bei einer Dosis von rund 4 Sievert. Die Sterblichkeit erhöht sich bis zu 90 Prozent bei 6 Sievert, die üblichen Symptome und schwere Blutungen treten im schlimmsten Fall schon 30 Minuten nach Bestrahlung ein. Permanente Unfruchtbarkeit sind bei Überlebenden die Folge.
Ab 6 Sievert beträgt die Sterblichkeitsrate schließlich 100 Prozent – an der Überlebenschance ist nichts mehr zu rütteln, denn die gibt es nicht mehr. Was sich noch ändert, ist die Dauer der Krankheit, ehe sie zum Tode führt. Goruma schreibt: "Die Zellen des Magen-Darm-Traktes sind zerstört, die Blut bildenden Zellen im roten Knochenmark sind zerstört und zahlreiche innere Organe stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Betroffenen sterben innerhalb von etwa vier Wochen unter geradezu erbärmlichen Umständen."
Nur maximal zwei Wochen – bei gleichen Symptomen – bleiben Menschen, die 10 bis 20 Sievert ausgesetzt sind. Einige Tage nach der Bestrahlung empfinden die Betroffenen noch einmal ein Wohlbefinden, es ist die so genannte "Walking-Ghost-Phase". Dann geht alles ganz schnell: Nach einem Koma und Kreislaufversagen tritt der Tod ein.
Bei einer Belastung, die 20 Sievert überschreitet, hat man noch sieben Tage zu leben. Wer über 50 Sievert ausgesetzt ist, fällt innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten ins Koma – wenige Stunden später stirbt er aufgrund eines völligen Versagens des Nervensystems. Der sofortige Tod tritt bei einer Dosis ein, die höher als 80 Sievert ist.
Folgen schwer abzuschätzen
Doch welche Gefahr besteht nun bei einem atomaren Zwischenfall für die Menschen in der Umgebung? Das lässt sich nur sehr schwer abschätzen, denn welche Mengen an Radioaktivität genau austreten, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Nicht zuletzt spielt auch das Wetter eine große Rolle; Windstärke und -richtung etwa tragen maßgeblich zu der Frage bei, wohin sich die freigesetzten Nuklide verbreiten.
Vergleichspunkt Tschernobyl: Die Feuerwehrleute, die zu dem Brand in dem Atomkraftwerk nach dem Unglück anrückten, waren nach Angaben von Goruma teilweise einer Bestrahlung von bis zu 16 Sievert ausgesetzt. Im Gebiet um das Atomkraftwerk Tschernobyl waren die Auswirkungen verheerend. Innerhalb von 48 Stunden waren etwa die Menschen in der vier Kilometer entfernten Stadt Pripyat einer Belastung von 0,288 Sievert ausgesetzt – "das ist das 14,5-fache der Dosis, die eine beruflich strahlenexponierte Person in Deutschland pro Jahr maximal ausgesetzt werden darf", schreibt das Internetportal.